Cannabiskonsum und Autofahren

31. Jan. 2025

Unfallrisiko steigt stark an

Für Fahrerinnen und Fahrer stellt sich die Frage, was sie nach einem Joint beachten müssen. Thomas Wagner, Leiter der Begutachtungsstellen für Fahreignung bei DEKRA, beantwortet die wichtigsten Fragen.
Die Wirkungen sind individuell sehr verschieden, sicher ist aber: das Unfallrisiko nimmt nach Cannabis-Konsum um 25 bis 166 Prozent zu.

Bei jungen Fahrenden unter 25 steigt das Unfallrisiko auf das Dreifache. Äußerst riskant ist die Kombination von Cannabis und Alkohol. Probleme gibt es bei komplexen Aufgaben, Konzentration und Reaktion, teils auch durch höhere Risikobereitschaft.

Welche Grenzwerte müssen Fahrerinnen und Fahrer bei Cannabis beachten?

Das deutsche Gesetz zum Beispiel verbietet es, mit 3,5 Nanogramm oder mehr Cannabiswirkstoff THC (Tetrahydrocannabiol) am Verkehr teilzunehmen. Bei Verstößen drohen 500 Euro Bußgeld, bei Wiederholung bis zu 1.500 Euro und die Überprüfung der Fahreignung bei einer MPU. Wichtig: Beim Konsum von Cannabis ist Alkohol ganz untersagt. Und für alle Fahrende unter 21 Jahren und Fahranfänger in der Probezeit ist Cannabis am Steuer ausgeschlossen: Für sie gilt eine „Null-Cannabis-Grenze“.

Wann darf ich nach einem Joint wieder fahren?

Wir empfehlen, nach gelegentlichem Cannabis-Konsum rund 12 Stunden zu warten, bevor man sich wieder ans Steuer setzt. Selbst unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte droht den Betreffenden nach einem Unfall oder nach „unsicherer Fahrweise“ eine Verurteilung wegen einer Straftat. Ist die im „Kraut“ enthaltene THC- Menge unbekannt und eine erhöhte Konzentration ist nicht auszuschließen, sollte man erst nach 24 Stunden wieder fahren.

Wie sieht es bei regelmäßigem Konsum aus?

Es fehlen noch genauere Studien, wie sich häufigerer Konsum, also an mehreren Wochentagen und am Wochenende, auswirkt. Dann schafft es der Körper nicht mehr, alles an THC abzubauen. Wird ein neuer Joint geraucht, trifft „frisches THC“ auf bereits im Fettgewebe eingelagertes THC und die Wirkstoffkonzentration steigt weiter an. Wir empfehlen daher, genauso so lange mit Cannabis zu pausieren wie zuvor „am Stück“ regelmäßig konsumiert wurde. Wir gehen davon aus, dass beim Konsum moderater Einzelmengen zumeist nach 3 bis 5 Tagen Konsumverzicht der Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC wieder unterschritten wird.

Wie sieht es bei häufigerem Cannabis-Konsum aus?

Bei nahezu täglichem Konsum ist eine Teilnahme am Verkehr nicht mehr möglich. Das dürfte erst wieder nach einer mehrwöchigen Pause möglich sein. Bei chronischem, täglichem oder nahezu täglichem Hochkonsum oder bei regelmäßig übermäßigem Konsum besteht der begründete Verdacht eines Suchtproblems, bei dem eine Verkehrsteilnahme grundsätzlich nicht mehr möglich ist. Dies sollte erst nach einer längerfristigen Abstinenz, flankiert durch eine suchttherapeutische Beratung oder Behandlung, wieder in Erwägung gezogen werden.