Nach wie vor viel Handlungsbedarf
Die Zahl wurde in der Einleitung zu diesem Report schon genannt: 2017 kamen bei Verkehrsunfällen nach Angaben des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der University of Washington weltweit knapp 112.000 Kinder im Alter von unter 15 Jahren ums Leben – davon etwa 49.000 unter fünf Jahren sowie 62.500 zwischen 5 und 14 Jahren. Wenn man bedenkt, dass es 1990 in diesen beiden Altersgruppen zusammen insgesamt 223.500 Verkehrstote gab, also mehr als doppelt so viele wie 2017, ist die Entwicklung bis heute durchaus positiv. An der Spitze lag 2017 Asien mit knapp 52.000 Getöteten, gefolgt von Afrika mit etwa 47.550 Getöteten, Amerika mit etwa 9.200 Getöteten und Europa mit circa 2.800 Getöteten. Den größten Rückgang zwischen 1990 und 2017 schaffte dabei Asien mit knapp 58 Prozent, während in Afrika der Rückgang in diesem Zeitraum nur 27 Prozent betrug.
Bei den Kindern unter fünf Jahren lag Afrika 2017 mit etwa 26.550 Unfalltoten mit Abstand an der Spitze. Das zeigt sich auch im Anteil der Getöteten in dieser Altersgruppe pro 100.000 Einwohner. Während dieser Anteil global bei etwa sieben Getöteten lag, betrug er in Afrika 14. Und noch ein paar Zahlen: Bei den 5- bis 14-jährigen Verkehrstoten schaffte Afrika zwischen 1990 und 2017 nur einen Rückgang um etwa 12 Prozent von 23.850 auf 21.000, Asien dagegen einen Rückgang um 48 Prozent von 64.500 auf 33.500. Nach wie vor verzeichnen Afrika und Asien bei den Verkehrstoten im Alter von unter 15 Jahren den Hauptanteil. Wie in der Einleitung ebenfalls schon erwähnt, wurden in diesen Regionen in den letzten Jahren daher auch besonders viele Aktionen gestartet, um für eine größere Verkehrssicherheit in dieser Altersgruppe zu sorgen.
Grundsätzlich sind Vergleiche der Anzahl getöteter Verkehrsteilnehmer zwischen unterschiedlichen Ländern nicht einfach. Die absoluten Zahlen sind zweifelsohne ein wichtiger Anhaltspunkt, unterm Strich ist aber für das Risiko, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, der oben schon für Afrika vorgenommene Bezug etwa auf 100.000 Personen der jeweiligen Altersgruppe noch aussagekräftiger. Staaten wie Schweden, das Vereinigte Königreich oder Norwegen weisen dabei nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der International Road Traffic and Accident Database (IRTAD) jeweils einen Wert von weniger als 3 auf, Staaten wie die USA oder Chile einen Wert von mehr als 10.
Betrachtet man diesen Wert für Kinder bis 14 Jahre, zeigt sich, dass in jedem Staat dieser Erde die Kinder ein geringeres Tötungsrisiko im Straßenverkehr aufweisen als die Erwachsenen. Spitzenreiter sind hier weltweit Norwegen (0,414), Schweden (0,420) und das Vereinigte Königreich (0,460). Innerhalb dieser Altersgruppe haben Kinder zwischen 0 und fünf Jahren nochmals bessere Werte. Erneut finden sich dabei Norwegen, Schweden und das Vereinigte Königreich mit einer Getötetenrate von teilweise weniger als 0,4 pro 100.000 Personen dieser Altersgruppe an der Spitze. In den USA beträgt der Wert mit knapp 1,90 ein Vielfaches hiervon.
Insgesamt zeigt sich eine Tendenz zu mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr in Staaten mit höherem Pro-Kopf- Einkommen. Das bedeutet aber noch nicht, dass Staaten mit höherem Einkommensniveau für Kinder automatisch immer eine bessere Verkehrssicherheit aufweisen. So haben zum Beispiel Ungarn und Dänemark mit 0,836 beziehungsweise 0,802 einen etwa gleich hohen Vergleichswert – und das bei einem Durchschnittseinkommen von 13.260 beziehungsweise 61.680 Euro.