Optimierungspotenziale noch besser nutzen
Editorial Verkehrssicherheitsreport 2018
Auch wenn einzelne schwere Unfälle große Resonanz in den Medien finden, ist der längerfristige Trend doch ganz eindeutig: Die Nutzfahrzeuge werden immer sicherer, die Zahl der Unfälle mit Personen- und/oder Sachschäden hat in Europa deutlich abgenommen. Beispiel Deutschland: Hier ging nach Angaben des Statistischen Bundesamts die Zahl der Unfälle mit Personenschaden unter Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen zwischen 2005 und 2016 von rund 36.650 auf 29.350 zurück. Das bedeutet ein Minus von 20 Prozent. Die Zahl der Getöteten bei Unfällen mit Güterkraftfahrzeugen sank in diesem Zeitraum um 35 Prozent von knapp 1.160 auf 745. In Anbetracht des starken Anstiegs beim Güterverkehrsaufkommen ist dies grundsätzlich ein beachtlicher Erfolg. In den anderen EU-Mitgliedstaaten sieht die Entwicklung ähnlich positiv aus.
Zur Entwarnung besteht freilich kein Grund. Denn Tatsache ist auch: Vor allem Unfälle mit schweren Lkw ab zwölf Tonnen sind für alle Beteiligten aufgrund der hohen Massen oftmals mit besonders schwerwiegenden Folgen verbunden – zum einen für die Lkw-Fahrer selbst, vor allem aber auch für Pkw- Fahrer sowie für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer. Das zeigen folgende Zahlen aus Deutschland: Von den 2016 bei Lkw- Unfällen Verunglückten waren knapp 9.500 Insassen von Güterkraftfahrzeugen und knapp 30.800 andere Verkehrsteilnehmer. Von den dabei Getöteten waren 133 Insassen von Güterkraftfahrzeugen und 612 wiederum andere Verkehrsteilnehmer. Das Risiko, bei einem Lkw-Unfall getötet zu werden, ist also für die anderen Unfallbeteiligten etwa viereinhalbmal so hoch wie für die Insassen eines Güterkraftfahrzeugs. Wie gravierend die Folgen sein können, machen die leider immer wieder vorkommenden Auffahrunfälle am Stauende deutlich.
Dank immenser Fortschritte seitens der Hersteller etwa in puncto Fahrerassistenzsysteme ist in den letzten Jahren zwar schon viel erreicht worden. Die Potenziale, die sich bei der aktiven und passiven Sicherheit von Nutzfahrzeugen bieten, gilt es aber noch effizienter auszuschöpfen. Denn jeder Mensch, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt oder verletzt wird, ist einer zu viel. Darüber hinaus bedeuten Unfälle nicht nur menschliches Leid, sondern auch eine enorme finanzielle Belastung für die Betroffenen, die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes.
Wo es anzusetzen gilt, um die erwähnten Potenziale noch besser zu nutzen, zeigt der vorliegende Report an zahlreichen Beispielen aus aller Welt auf. Und das im Bereich der Fahrzeugtechnik ebenso wie für die Themenfelder Mensch und Infrastruktur. Dabei soll auch dieser Report wieder weit mehr sein als eine Ansammlung von Fakten über den Ist-Zustand. Vielmehr soll die Publikation Denkanstöße liefern und Ratgeber sein für Politik, Verkehrs- und Infrastrukturexperten, Hersteller, wissenschaftliche Institutionen sowie Verbände und alle Verkehrsteilnehmer.